„Die Weltbevölkerung war bereits im Jahr 2020 auf weit über sieben Milliarden angestiegen und der Anstieg beschleunigte sich weiter“,

 

begann der Kommentator im Film seinen Rückblick.

 

Die Finales, Adamio, Eva und Sohn Max, hockten gespannt im Heim-Kino. Bilder von übervölkerten Großstädten, hastenden Menschen, dann von Slums, Verzweiflung, hungernden Kindern dramatisierten den Bericht. Unwetter, Überflutungen begleiteten Erklärungen über Treibhausgase und Klimawandel. Alles wirkte so echt, man spürte förmlich den Sturm im Gesicht und hatte Sorge, nasse Füße zu bekommen.

 

„Diese Probleme sind heute überwunden, und wir verdanken das einem genialen Menschen der alten Art Homo Sapiens, dem Genetiker Professor Eckehart Zellhöfer.“

 

Das überlebensgroße Standbild Zellhöfers erschien.

 

„Wo steht eigentlich diese Skulptur?“, wollte Eva wissen. „Es gibt mehr als eine, glaube ich, die älteste steht am Elisenbrunnen in Aachen, da hat er geforscht, wie ich mich erinnere.“ Adamio war sich nicht sicher.

 

„Der Film, den Sie jetzt sehen werden, ist eine authentische Dokumentation der Geschichte des Homo Syntheticus, erstellt unter Mithilfe zahlreicher noch lebender Augenzeugen.“

 

Ein kurzer Vorspann mit den Namen einiger Mitarbeiter und Schauspieler endete mit dem Hinweis, der Bericht setze mit den Ereignissen des Jahres 2046 ein. Zunächst erschien das Institutsgebäude Zellhöfers, dann weitere plastische Darstellungen, die den Bericht des Kommentators veranschaulichten. Stichwortartige Überschriften leiteten einzelne Abschnitte der Dokumentation ein. Es begann mit dem Stichwort

 

Sorge 

 

Eckehart Zellhöfer erinnerte sich nur zu gut an jenen Dienstag. Es regnete in Strömen. „Ähnlich wie heute“, dachte er. Das Wasser gurgelte in den Gullys, grau-schwarze Wolken zogen dicht über die Stadt und verschleierten immer wieder die oberen Geschosse des Hochhauses am Ende der Straße – nass-kaltes Novemberwetter in Aachen.

 

Dackel Hadubrand lag auf seiner Matte nahe der wärmenden Heizung, den Kopf auf den gekreuzten Vorderpfoten, die Augen geschlossen, die Ohren tief herunterhängend. Ohne den Kopf von den Pfoten zu heben blickte er manchmal kurz nach oben links zu Herrchen, schloss die Augen wieder und döste weiter. Bei solchem Wetter hätte ihn Eckehart niemals vor die Tür geschickt.